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Neues Schiffshebewerk Niederfinow

Erstes "Bemessungsschiff" im Probebetrieb geschleust

Ausgabejahr 2021
Datum 10.11.2021

Im Auftrag des Wasserstraßen-Neubauamtes Berlin erfolgt seit dem Jahr 2008 ein Ersatzneubau für das am Ende seiner Nutzungsdauer angelangte Schiffshebewerk Niederfinow (Inbetriebnahme 1934). Generalauftragnehmer ist eine Arbeitsgemeinschaft der Unternehmen IMPLENIA Construction GmbH, DSD Brückenbau GmbH, Johann Bunte Bauunternehmung GmbH & Co. KG und SIEMAG TECBERG GmbH. Seit September 2021 befindet sich die neue Anlage im Probebetrieb.

Am 9. November 2021 wurde nun erstmals eine Funktionsprobe mit einem „Bemessungsfahrzeug“ durchgeführt. Dazu hatte das unter polnischer Flagge verkehrende Schubboot RSP-SB 167 der Rhenus Gruppe einen Verband mit zwei Vorspannleichtern und Gesamtabmessungen von 110,14 m Länge und 11,04 m Breite gebildet und zunächst fünf Kreuzungsschleusungen (Berg- und Talschleusung) erfolgreich realisiert. Das neue Hebewerk ist auf die Passage von Großmotorgüterschiffen der europäischen Wasserstraßenklasse V (gesprochen „fünf“) mit maximal zugelassenen Abmessungen von 110 m Länge und 11,40 m Breite ausgelegt.

Neues Schiffshebewerk Niederfinow 09.11.2021: Probefahrt Schubverband, Ansicht Bemessungsschiff Quelle: WNA Berlin

„Die Funktionsproben mit einem „Bemessungsfahrzeug“ sind wichtig, um das Verhalten des bei der Einfahrt des Fahrzeuges in den Trog verdrängten Wassers zu simulieren und die Steuerung der Hebewerksanlage daraufhin zu optimieren“, erklärt Raphael Probiesch als Baubevollmächtigter des Wasserstraßen-Neubauamtes Berlin.

Nach über 200 Probeschleusungen hat sich die Fehlerquote von anfangs 80% auf inzwischen 10% reduziert. Nach dem Bauvertrag sind 500 erfolgreich verlaufen Probeschleusungen vorgesehen, die auch dazu genutzt werden um das künftig Bedien- und Wartungspersonal des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Oder-Havel einzuweisen und alle denkbaren Betriebs- und Störfälle zu simulieren.

Neues Schiffshebewerk Niederfinow 09.11.2021: Probefahrt Schubverband Quelle: WNA Berlin

Neues Schiffshebewerk Niederfinow 09.11.2021: Probefahrt Schubverband, Fortsetzung... Quelle: WNA Berlin

Zum Termin einer Verkehrsfreigabe erklärt Rolf Dietrich als Leiter des Wasserstraßen-Neubauamtes Berlin: „Wie das alte verfügt auch das neue Hebewerk nur über einen Trog. Das neue Hebewerk muss deswegen genauso zuverlässig funktionieren wie das alte. Unsere oberste Priorität liegt daher auch während des Probebetriebes und der Ausführung noch ausstehender Restleistungen weiter auf der Gewährleistung einer hohen Ausführungsqualität und Verfügbarkeit der neuen Anlage. Einen Kalendertermin für die Verkehrsfreigabe werden wir daher weiter erst nach erfolgreichem Abschluss des Probebetriebs festlegen“.

Das alte Schiffshebewerk Niederfinow wird noch für die Dauer der Gewährleistung für seinen Ersatzneubau betriebsbereit gehalten und danach stillgelegt.

Pro Jahr werden in Niederfinow bis zu 12.000 Wasserfahrzeuge geschleust, davon ca. je ein Drittel Güter- und Fahrgast- bzw. Kabinenschiffe sowie Sportboote. Das neue Hebewerk kann ein Ladungsaufkommen von bis zu 4 Mio. Gütertonnen pro Jahr bewältigen.

Mit über 150.000 Besuchern pro Jahr zählt das Schiffshebewerk Niederfinow auch zu den wichtigsten touristischen Attraktionen im Land Brandenburg. Einmalig in Europa können Besucher dort vier Generationen von Abstiegsbauwerken an Wasserstraßen in Augenschein nehmen: das alte Schiffshebewerk (in Betrieb seit 1934), das neue Schiffshebewerk (Inbetriebnahme voraussichtlich 2022), die alte vierstufige Schleusentreppe (in Betrieb von 1910 bis 1970) und die Schleuse Liepe (in Betrieb seit 1874) am historischen Finowkanal.

Weiterführende Auskunft erteilt: Rolf Dietrich (030 69580-400).