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Neues Schiffshebewerk Niederfinow

Wiederinbetriebnahme am 23. Januar 2023

Ausgabejahr 2023
Datum 20.01.2023

Am 16. Dezember 2022 kam es bei zweistelligen Minusgraden zu einem Störfall am neuen Schiffshebewerk Niederfinow mit einer Schiefstellung des Troges um 40 mm und einem heftigen Absetzen des Drehriegels in der Mutterbackensäule des Pylons 1 (NW). Dabei handelt es sich um eine von vier Sicherheitsvorrichtungen, die in diesem Störfall genauso reagiert und funktioniert hat wie geplant.

Nach der Störung wurde das neue Hebewerk für die Ursachen- und Schadensermittlung sowie die Störungsbeseitigung vorübergehend außer Betrieb genommen. Am 23. Januar 2023 kann das neue Hebewerk nun wieder in den Regelbetrieb gehen.

Ursächlich für die Störung am 16. Dezember 2022 war eine Überlastmeldung aus dem Antrieb des abgesetzten Drehriegels, welche einen automatischen Nothalt ausgelöst hat.

Wahrscheinlichste Ursache dafür könnte sein, dass es bei Temperaturen von -15 °C zu unerwarteten Eisanhaftungen an schwer zugänglichen Stellen des Sicherungssystems gekommen ist. Aufgrund der aktuell milden Temperaturen lässt sich diese Hypothese allerdings derzeit nicht überprüfen.

Ein konkreter Schaden an der Anlage wurde nicht festgestellt. Auch der Austausch einer Gelenkwelle erfolgte nur vorsorglich um an dem ausgetauschten Bauteil Materialuntersuchungen vorzunehmen.

Ursächlich für die lange Sperrzeit war in diesem Fall eine durch die Weihnachtszeit und altersbedingte Personalabgänge begünstigte, inakzeptabel lange Reaktionszeit bis zur Analyse der Störungsursache. Der Störfall wird diesbezüglich mit dem gewährleistenden Auftragnehmer ausgewertet.

„Störungen in der Anfangsphase des Betriebes sind bei solchen solitären Anlagen vollkommen normal und auch weiter nicht auszuschließen, zumal die Anlage erstmals unter Winterbedingungen betrieben wird. Der verantwortungsvolle Umgang mit der 500 Mio. - Investition gebietet dabei auch weiter eine fachgerechte Ursachenermittlung und Störungsbeseitigung bevor die Anlage wieder in Betrieb geht“, sagt Rolf Dietrich als Leiter des Wasserstraßen-Neubauamtes Berlin, welches für die Errichtung des neuen Hebewerkes verantwortlich ist.

„Umso wichtiger ist es, dass sich alle Projektbeteiligten darüber bewusst sind, dass mehrwöchige Sperrzeiten allein für die Ursachenfeststellung zu einer Störung inakzeptabel sind. Das schadet nicht nur dem guten Ruf der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes,“ erklärt Rolf Dietrich weiter.

Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Oder-Havel hat über die gesamte Dauer der Sperrung der neuen Anlage Schleusungen über das alte Hebewerk angeboten, so dass die Verfügbarkeit von mindestens einem der beiden Hebewerke am Standort Niederfinow weiter durchgängig gewährleistet werden konnte.

Im Zeitraum 1. bis 19. Januar 2023 wurden in Niederfinow für die Jahreszeit beachtliche 110 Güterfahrzeuge, kein Fahrgastschiff und 15 Sportboote geschleust. Transportiert wurde überwiegend Getreide aber auch Kohle, Baustoffe und Roheisen. Zum Vergleich: im verkehrsreichen Monat Juli 2022 waren es 246 Güterfahrzeuge, 320 Fahrgastschiffe und 1.142 Sportboote.

Neues SHW Niederfinow 19.01.2023: Neues SHW Niederfinow Quelle: WNA Berlin